Der Tag begann mit Regen und hervorragenden Haselnüssen. Wir hatten uns das Plüschhotel in Meran inklusive Frühstück gegönnt. Am Ende der Reise werden wir großzügig mit uns. Das ist schon spannend, während wir am Anfang jede Menge (vernünftiges) Essen mit im Gepäck hatten und uns weitestgehend selbstverpflegten, machen wir es uns zunehmen einfach und kaufen das, was wir brauchen. Einerseits sind wir vielleicht in einer entspannten Urlaubslaune angekommen, in der wir uns etwas gönnen können. Andererseits sehe ich das aber auch einfach so: Zunächst war es uns noch möglich, gewisse Ernährungsgrundsätze durch mitgebrachtes Essen einzuhalten, doch mit der Zeit passte das einfach nicht mehr. Es fühlte sich auch gar nicht einschränkend an, im Gegenteil, wir hatten stets das Gefühl, ganz hervorragend zu speisen. Vielleicht war es ein bisschen schrullig mit Qunioa-Salat, einem Leib Brot und Müslizutaten, inklusive Joghurt zu reisen, aber es passte zu der Tatsache, dass wir ja wirklich lange mit dem Nachtzug unterwegs waren und dann erst mal eine Ferienwohnung hatten. Spätestens bei dem Besuch bei M. Wäre es komisch gewesen, unser eigenes Essen auszupacken. Und natürlich hatten wir auch großen Spaß, lokale Speisen auszuprobieren. Ich finde, es war rundum eine gelungene Mischung, stelle aber eben fest, dass wir gegen Ende der Reise etwas mehr konsumieren.

Das Plüsch-Hotel war eine gute Entscheidung, auch wenn ich mal wieder nicht gut geschlafen habe. Die Decke war sehr warm, so dass ich wahlweise geschwitzt oder gefroren habe. Leider konnte man das Fenster nicht kippen – das laute Rauschen des Bachs hätte uns nich gestört, aber da es ja stark regnete, haben wir die Balkontür zugelassen. Etwas frische Luft hätte ganz sicherlich nicht geschadet.

Weil wir ja genügend Zeit bis zum Frühstück und zum Weiterreisen hatten, genoß ich eine ausgiebige Dusche. Das war auch super, den so konnte den gefühlten Dreck aus der Absteige von Bolgona abspülen. Den will ich ja nicht mit nachhause bringen.

Der Frühstückstisch war mit Stoffservietten gedeckt und wir aßen mit silbernen Besteck und bekamen den Kaffee im silbernen Kännchen gebracht. Das wirkte in dieser Umgebung gar nicht aufgesetzt, sondern passte einfach. Was weniger passte war das ältere Ehepaar, dass sich am Buffet Saft in die mitgebrachte Flasche abfüllte. Erst bekamen sie vom Kellner geschimpft und dann vom Chef. Interessant fand ich, dass die Frau dennoch anschließend noch Nüsschen vom Buffet einpackte.

Apropos Nüsschen. Ich habe noch niemals zuvor so gute Haselnüsse gegessen. Eigentlich mag ich Haselnüsse noch nicht mal besonders. Als ich diese Nüsse aß, verstand ich schon, warum das Nutella erfunden wurde. Das scheint schon ein regionales Ding in Norditalien zu sein. Vor ein paar Wochen habe ich gelesen, dass jede Nüsschenart ihre ganz speziellen Mineralien zur Verfügung stellt. Da ich sonst so gut wie nie Haselnüsse esse, aber heute sozusagen eine Überdosis hatte, ist mein Depot an diesen Nährstoffen nun besonders gut aufgefüllt. Wir beschlossen auf dem Markt in der Nähe des Bahnhofs unbedingt noch Haselnüsse zu kaufen, doch leider gab es dort keine. Aber wir haben einen guten Käse und leckere Tomaten für die nächste lange Zugfahrt gekauft.

Bis zu unserem Zug hatten wir dann noch Zeit und da wir keine Lust hatten, auf dem unbedachtem Gleis im Regen zu stehen (ich war von dem Marktbesuch schon völlig durchnässet, denn ich reise ohne Schirm. Irgendwer riet mir davon ab, einen Schirm mitzunehmen – ich könne mir ja bei Bedarf einen in Italien kaufen, dann hätte ich auch ein schönes Mitbringsel. Das habe ich leider nicht gemacht, weil ich gar nicht weiß, wo ich den Schirm noch einpacken könnte, also wurde ich am heutigen Morgen und gestern Abend richtig durchnässt). Um also während des Wartens auf den Zug nicht noch nasser zu werden, tranken wir ihnen letzten italienischen Macchiato an der Bahnhofsbar. Gefühlt war für mich zu diesem Zeitpunkt die Reise nach Italien vorbei.

Italien haben wir dann tatsächlich am Brenner verlassen. Wir fuhren mit einem Regionalzug von Merano nach Brennero – ein kurzer Umstieg in eine S-Bahn nach Innsbruck und schon waren wir in Österreich. Seufz. Der Abschied hatte sich ja schon länger angekündigt, weil wir immer mehr von deutscher Sprache umgeben waren. Aber ich fand es trotzdem traurig.

Das einzig Gute, an Österreich war das Wetter. Während unserer Fahrt klarte es merklich auf, in Innsbruck wehte ein warmer Wind und in Kufstein hatte es 20 Grad im Sonnenschein. Wir hatten uns für Kufstein entschieden, weil wir wieder keine Lust hatten, längere Wege zu machen, um den Rucksack loszuwerden und eine Stadt zu erkunden. Kufstein ist hinreichend klein und langweilig. Unser Hotelzimmer ist auch ok und gegenüber vom Bahnhof. Würden wir jetzt noch weiter reisen, schliefen wir irgendwann auf den Gleisen, denn unsere Unterkünfte werde immer häufiger aufgrund der Nähe zum Bahnhof ausgesucht.

Wie die Sonne so schön schien, machten wir heute nicht den Fehler, die Bequemlichkeit der Betten zu erkunden, sondern liefen gleich nach dem Ablegen der Sachen los, um uns Kufstein anzuschauen. Das ging schnell: einmal rund um die Burg. Die Reisebegleiterin hatte die Frau an der Rezeption nach einem Lokal für Knödel gefragt, das haben wir uns von außen angeschaut und es hatte uns nicht überzeugt. Nach einem letzten Aperitivo für diese Reise mit Blick auf den grünen Inn (dieses Mal kein Aperol, denn wir sind ja in Österreich und da haben sie eine Auswahl an Spritzen und wir entschieden uns für etwas mit viel U im Namen, das nach Walderdbeeren und irgendetwas anderem schmeckte). Weil wir auf einmal feststellten, dass wir kaum etwas zu Mittag gegessen hatten (nur etwas Käse, Gurke und Tomate im Zug), teilten wir uns einen Kaiserschmarren, der uns versehentlich mit Apfelmus gebracht wurde. Das nachträglich ergänzte Vanilleeis haben wir natürlich ebenso dazu gegessen. Dann hatten wir wieder einen Schwips und kaum noch Hunger. Trotzdem gingen wir in das Bräudingsi und aßen lokalen Kram: ich einen Wurstsalat, der zwar nicht Schweizer Wurstsalat hieß, aber trotzdem mit Käse war, Frau Naja eine riesige Portion sehr salzige Käsespätze. Ich schaffte meinen Wurstsalat nicht aufzuessen, aber wir haben ihn netterweise eingepackt mitnehmen können. Das wird ein Festmahl morgen im IC.

Und wie immer sind wir am Ende des Tages geschafft und schreiben trotzdem unsere Reiseberichte. Morgen um 10.02 Uhr geht es weiter und theoretisch steigen wir dann in Rosenheim in einen IC um, der uns quer durch die Republik bis nach Altona bringt. Es sei denn, die Reisebegleiteirn tippt weiter produktiv auf ihrem Mobiltelefon rum und findet Verbindungen, die uns noch bequemer oder direkter bringen. Noch haben keine Reservierung gebucht, weil wir ja sehr früh in den Zug einsteigen, weil wir befürchten, dass es so ein komischer Interregio-IC ist und weil wir nicht wissen, in welche Richtung er fährt und wir auch keine doofen Sitzplätze buchen wollen. Ein bisschen spannend bleibt es auf jeden Fall noch, aber ganz bald sind wir zuhause.