Den Wecker gestellt, aufgewacht, Müsli gemacht, gefühlt unendlich viel Zeit zum Packen und dann wurde der Aufbruch aus der Ferienwohnung in Palermo doch ein wenig hektisch. Mit einer Viertelstunde Verspätung verließen wir die Ferienwohnung oder wie die Italiener*innen sagen würden: super pünktlich. 

Der Tag heute stand unter dem Motto „alles essen, was wir bisher auf Sizilien kulinarisch versäumt haben“. Wir wollten es ruhig angehen lassen, kein Stress, keine Sehenswürdigkeiten. Zuerst mussten wir unser Gepäck loswerden. Wir gingen rechtzeitig zu einer Bushaltestelle, warteten 20 Minuten auf den Bus und gaben auf zu warten, bevor er kam. So weit erschien uns die Stecke zu der Gepäckaufbewahrung auch nicht und es ging ja bergab. Der Bus ist dann nach ein paar Schritten an uns vorbei gefahren. Tja. 

Nach 1,3 km mit schwerem Rucksack auf dem Buckel konnten wir ihn endlich loswerden. Danach brauchten wir dringend erstmal einen Kaffee und ein Klo. Wir fanden eine nette Bar mit Sonnenschein und dem außerdem Gewünschten. Weil wir schon so viel an diesem Tag geleistet und uns das Dolci zum Kaffee bzw. zweitem Frühstück verkniffen hatten, waren wir bereits bereit für ein Pranzo (Lunch). Auf dem schönen Markt hatten wir mal auf die Teller der Italiener*innen geschaut und entschieden, dass das gut sein muss, wenn sie dort essen. Ich hatte Pasta mit Meeresfrüchten gesehen, die mir nun 2 Tage lang nicht aus dem Kopf gegangen waren. Das war der Plan. Wieder schauten wir auf die Teller und entschieden uns für eine vollbesetzte Lokalität. Als ein Tisch frei wurde, mussten wir darum bitten, ihn zu bekommen. Das hat uns besser gefallen als an den anderen Gelegenheiten, wo man doch allzu offensiv eingeladen wurde, Platz zu nehmen. 

Gute Entscheidung. Das Essen war gut. Als ersten Gang hatten wir Spaghetti mit Auberginen und Fisch. Anschließend einen Auflauf mit Fisch und Kartoffeln und frittierte Pulpo-Ärmchen. Weiter ging’s zur nächsten Station: der Aperitivo-Bar auf dem schönen Platz in der Nähe unserer Ferienwohnung, wo wir am Abend vorher schon einen Spritz genossen hatten. Heute schien dort die Sonne und es war noch mal so schön dort. Wir tranken Kaffee und dann Aperitivo. Das war möglich, weil ich mich traute den Kioskbesitzer nach einem Klo zu fragen (sonst hätten wir zuerst einen Kaffee woanders – mit Klo – trinken müssen). Kein Problem, im Haus neben dem Kiosk hatten sie einen Vorratsraum und ein Klo ohne Licht. Ich lege mich fest: das ist der schönste Platz in Palermo! 

Anschließend schauten wir uns in Ruhe die Murals an, kauften in einer hübschen Bäckerei noch Brot und attraktive Kekse und dann war es schon fast wieder Zeit, zu den Rucksäcken zu gehen. Aber wir hatten noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Auf unsere Sizilien-Gourmet-Bucket-List fehlten noch Canoli. Das sind Waffelröllchen gefüllt mit Ricotta-mit-Geschmack. Ich wählte Mandelricotta und Pistaziendeko. War lecker und man hatte anschließend ein herrliches kleines Bauchweh.

Mittlerweile hatten wir auch diverse Beutelchen „das Gewürz“ (wie dieses Pasta-Gewürz, das traditionell von Italienurlauben mitgebracht wird, in meiner Familie heißt), eine kitschiges Geschirrtuch sowie kleine Täschchen mit Zitronenmotiven gekauft. Wir wollten schließlich anständige Touristinnen sein, da kommt man um sowas nicht drumherum.

Bustickets hatte ich auch schon in einem kleinen Tabakladen gekauft und weil wir nicht wirklich wussten, wo der entsprechende Bus abfuhr, die Tickets in Palermo 90 Minuten gültig sind, weil in der richtigen Richtung ohnehin Feierabendverkehrsstau war und wir ohnehin noch viel Zeit hatten, fuhren wir mit einem Bus, der direkt gegenüber dem Luggage-Locker abfuhr zum Bahnhof Centrale und stiegen dann in den richtigen Bus. Auch wenn es natürlich leichter war, mit dem Bus zu fahren, als mit dem Rucksack zu laufen, war es schwer. Es war sau anstrengend im Bus mit dem Rucksack auf dem Rücken zu stehen, während sich der Bus im Schritttempo durch Palermo bewegte. Ich war wahnsinnig froh als wir endlich ausstiegen und sagte auch gar nichts, dass wir eine Haltestelle zu früh ausgestiegen waren und noch ein Stück laufen müssen. Zu dieser Zeit dachte ich ja auch noch, dass wir es nun fast bis aufs Schiff Richtung Neapel geschafft hätten. Pustekuchen!

Bei der Check-in-Baracke, ließen sie uns schon eine unbestimmte Zeit lang stehen. Ich fragte, ob ich mich auf einen der „Dienst-Stühle“ setzen dürfte und kam mir vor wie eine Oma. Meine Füße schmerzten sehr und die Knie und die Fußknöchel und der Rücken und alles. Die Ticketkontrolle funktionierte auch ohne Ticket-auf-Papier reibungslos, aber dann wurden wir mit Boardkarte in eine Art Käfig geleitet, in der wir weiter unbestimmte Zeit warten mussten. Es hieß, wir sollten mindestens eine Stunde vor Abfahrt kommen, besser noch 2 Stunden. Natürlich waren wir rechtzeitig da und wir waren extrem abgenervt, als wir ca. 45 Minuten an diesem zugigen Ort warten mussten: es gab Dixiklos, einen Snackautomaten, ein Dach über dem Kopf, einen verriegelten Zaun um uns herum (mit Blick auf die wartenden PKWs und LKWs, die auf die Fähre sollten), aber niemanden, der auch nur eine Andeutung darüber verlor, wann wir an Bord könnten. Erst behielten wir die Rucksäcke auf, dann legten wir sie ab, als wir mittlerweile sehr verfroren waren, zogen wir Jacken an… immer auf der Hut, dass sobald wir irgendetwas unternehmen, es auf der Stelle losgehen könnte. Als endlich eine große Rentner*innengruppe im Käfig ankam, waren wir wohl hinreichend Menschen genug, dass es lohnen wäre, uns auf das Schiff zu führen. 

Die Kabine ist überraschen groß. Wir gönnten uns gegen kleinen Aufpreis eine Außenkabine mit Fenster. Man sieht aber nix. Das Fenster ist trübe und jetzt ist es ohnehin dunkel. Nachdem wir 1,5 Stunden auf dem Schiff waren, fuhr es endlich los. Wir saßen noch weiter 1,5 h draußen, um letzte Blicke auf die Lichter Palermos zu erhaschen. Tschüss Sizilien! Morgen früh gegen 9 Uhr werden wir in Neapel ankommen und dann mit dem Zug Richtung Sorrent weiterfahren.