Ist es realistisch mit Gepäck zum Bahnhof zu laufen? Wie kommen wir sonst dahin und überhaupt, wie weit ist der Bahnhof entfernt? Da wir netterweise bei der Ankunft von unserem Vermieter mit dem Auto vom Bahnhof abgeholt wurden und zu diesem Zeitpunkt die Stadt ja noch gar nicht kannten, war das alles sehr schwer einzuschätzen. Deshalb liefen wir heute Vormittag zum Bahnhof.
Eine gute Idee war es, auf dem Weg doch noch einen Schlenker über den Markt zu machen, denn die Portion gemischte Meeresfrüchte, die wir gestern und vorgestern auf dem Markt gesehen hatte, ging uns nicht aus dem Kopf. Heute endlich, haben wir sie uns gegönnt, gingen ein paar Schritte weiter zum kleinen Hafen, um sie zu genießen. Die Garnelenköpfe warfen wir ins Wasser und hatten großen Spaß daran, wie sich die kleinen Fischchen auf sie stürzten. Bei den Sardinen dachte ich an meinen Vater, der diese so gerne isst. Sie waren gut, aber die Oktopusse waren noch besser. Ich mag das ja, auch wenn es sich ein bisschen merkwürdig anfühlt, die Ärmchen zu essen.
Mittlerweile hatten wir uns auch sehr mit der Idee angefreundet, statt mit dem Zug mit einem Überlandbus weiter zu fahren. Egal ob mit Zug oder Bus, die Strecke ist günstiger, als ein „Interrail-Tag“, also können wir diesen auch für die Rückfahrt sparen. (Frau Naja träumt ohnehin noch von einem Schlenker über Budapest – ich bin noch nicht überzeugt.) Statt wieder an der Küste entlang zu fahren, durchqueren wir mit dem Bus Sizilien. Ich bin gespannt auf die Aussicht und hoffe, dass wir nicht dauernd nur durch Tunnel fahren. Außerdem warten wir ja immer noch darauf, den Ätna zu sehen.
Am Busbahnhof konnten wir die Fahrkarten für morgen leider noch nicht kaufen. Aber wir haben herausgefunden, was die Karten kosten, wo man sie kaufen kann, dass der Verkäufer englisch spricht und wo man in direkter Nähe einen Kaffee trinken kann. Und wir haben entschieden, morgen statt zum Bahnhof zu laufen, mit dem Bus zu fahren. Dieser fährt zwar nur alle halbe Stunde, aber egal. Wir fahren rechtzeitig los und können dann noch einen Kaffee trinken. Die Busfahrt zum Busbahnhof löst auch unser tagtägliches Wasserproblem, denn wir hätte sonst ja wieder schwere Vorräte zu Fuß durch die Gegend geschleppt.
Wir träumen nun davon, mit weniger Taschen zu reisen und haben eben zum Abendessen versucht so viel wie möglich unserer Speisen aufzuessen und gleichzeitig genügend und das Richtige übrig zu lassen, um Proviant für die mehrstündige Busfahrt zu haben. Ich gebe mich gerade – vor dem Packen – der Illusion hin, dass ich alles in den Rucksack und die Umhängetasche bekomme, aber da ich vorhin noch mal im Mittelmeer war und unpraktischerweise nun ein paar nasse Sachen habe, befürchte ich, dass es sich doch nicht ganz so patent lösen lässt, wie es ideal wäre.
Vom Bahnhof aus sind wir zu den altgriechischen Trümmern gefahren. Damit haben wir einen wichtigen Punkt unserer Bucketlist abgearbeitet: mit einem Bus bis zur Endstation zu fahren. Um die Trümmer sind wir aber nur drumherum gelaufen, weil uns 17 € Eintritt (das ist ja eine Mahlzeit!) dann doch zu viel waren. Es sind halt alte Steine. Aber der Ausflug war trotzdem nett und wir sind wieder viele Schritte gelaufen, obwohl wir mit dem Bus gefahren sind.
Wir waren nun wirklich sehr erleichtert, dass wir einen Plan haben, wie wir nach Palermo kommen und dass wir heute nicht schon wieder in einen Supermarkt müssen, um noch Wasser etc. Zu kaufen. Wir waren so lange erleichtert, bis wir herausfanden, dass wir für die Fähre von Palermo nach Neapel hätten das Ticket ausdrucken müssen. So ein Mist! Überall zwingen sie uns zu irgendwelchen Apps und dann muss man das per Mail übersendete Ticket ausdrucken. Dafür werden wir in den nächsten Tagen noch eine Lösung finden müssen.
Spannend wird auch noch, wie wir morgen in unsere Unterkunft kommen. Die Vermieter wollten partout über WhatsApp mit uns kommunizieren – das gibts bei uns nicht. Ich habe ihnen gemailt und SMS geschrieben, aber bisher noch keine Antwort bekommen. Ich versuche mir einzureden, dass schon alles klappen wird, denn ich habe ihnen die gewünschten Informationen geschickt und schon alles bezahlt. Während ich mit der Vermieterin hier in Syracus eine fast zu ausführliche Brieffreundschaft per Mail hatte, ist das Schweigen aus Palermo schon etwas seltsam. Andererseits: wir sehen hier überall Schlüsseltresore an den Häusern hängen. Wahrscheinlich bekommen wir morgen den Code geschrieben und zwar erst morgen, damit wir nicht früher anreisen. Es wird schon alles gut werden.
Heute Abend bin ich wieder gepflegt müde. Obwohl wir eigentlich das Motto „viel fahren, wenig laufen“ haben, laufen wir doch eine ganze Menge und das mit ungewohnt sommerlichen Schuhen auf unebenen Pflaster, im ungewohnten Klima. Ich musste mich ganz schön aufraffen vorhin, um nochmal zum Strand zu gehen und nochmal im Mittelmeer-mit-Ostsee-Temperaturen zu plantschen. Es war herrlich und ich begleitete daraufhin Frau Naja noch zu einer Burg bei der wir noch nicht waren. Aber jetzt bin ich groggy und freue mich auf das quietschende Bett in das ich mich legen darf, nachdem ich meine Klamotten entweder schon eingepackt oder wenigstens ordentlich zusammengelegt habe. Das quietschende Bett werde ich allerdings nicht vermissen. Ich hoffe sehr, dass ich in Palermo bequemer liegen werde.
Ach, eins noch. Ich wollte ja noch von einer lustigen Begegnung von gestern erzählen. Wir saßen auf einer Bank in einer engen Gasse mit einer Tasse Kaffee und beobachteten die Menschen, die an uns vorbeiliefen. Wieder kam eine der vielen Schüler*innengruppen vorbei und wir waren sehr amüsiert, als sie mitten in italienischen Sätzen, genau wie unsere Teenager, das Wort „Digger“ verwendeten. Globalisierung klingt manchmal sehr charmant.
Herrlich, dass du so ausführlich schreibst und Frau Naja bei Mastodon auch. In Palermo lässt sich bestimmt ein Copyshop finden, in dem man die Tickets für die Fähre ausdrucken kann. Das bietet dann vielleicht auch die Gelegenheit, mit dem Bus an eine Endhaltestelle zu fahren, oder zumindest raus aus dem touristischen Zetrum.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht, und freue mich jeden Tag auf die Fortsetzung.
O wei, das wird morgen noch einmal ein anstrengender Tag.
Ihr plant aber so gut vor; dann wird es schon klappen.
Ich bin mal gespannt, ob der Bus durch alle Orte durchfahren muss, wäre ja eigentlich sinnvoll für die Bewohner. Das kann natürlich dauern.
Welche Temperaturen habt ihr denn? Vielleicht wir’s es ordentlich warm.
Na , dann fahrt vorsichtig!