Natürlich waren wir nicht in der Therme. Das sollte auch dieses Jahr bei meinem Besuch in der Sabina nicht sein. Aber da es hier so schön ist, werde ich ohnehin wiederkommen und dann kann man es sich mal wieder vornehmen.

Eigentlich wollte ich um 8 Uhr, direkt nach dem Aufwachen aufstehen, damit wir genügend Zeit – zum Beispiel für den Ausflug in die Therme – haben. Aber ich kam nicht aus dem Bett, drehte mich noch mal um und dann wurde es doch ein spätes Frühstück. Unsere Gastgeberin konnte so schon einige Arbeiten erledigen, das war auch gut.

Anschließend stand „wir fahren viele Kurven in den Bergen und besichtigen diverse Dörfer“ auf dem Programm. Weil ich das ja schon kenne, überließ ich der Reisebegleiterin den Platz vorne im Auto, um möglichst viel von der Landschaft zu sehen. Das war gar nicht so schlecht, denn so fand vorne die Konversation statt und ich konnte auf der Rückbank auch immer mal meine Gedanken fließen lassen.

In Dorf Nummer 1, besuchten wir einen Markt. Wenn ich in Italien bin, dann reise ich stets mit dem einen oder anderen Ableger nachhause. Dieses Jahr hatte ich noch keine aufregenden neuen Pflanzen entdeckt, die ich noch nicht auf dem heimischen Balkon habe. Das änderte sich auf dem Markt. Ich war wie immer ganz verliebt in die kleinen Hauswurze und Konsorten und so reisen wir nun mit 4 kleinen Pflanzen weiter. Wer sich mit Provianttaschen belädt und Häkelzeugs dabei hat, kann auch mit Pflanzen reisen.

In Dorf Nummer zwei stand etwas anstrengenderes Spazierengehen auf dem Plan. Steile, steinige Wege, dunkle Gassen. Alles sehr schön, doch ich stellte mir vor, wie es wäre, einfach mal an einer Ecke innezuhalten, einen Café zu trinken und die Menschen zu beobachten. In Dorf 2 gab es aber keinen Kaffee (den hatten wir schon in Dorf 1) und es waren wenig Menschen unterwegs. Also bewunderten wir alte Steine, schöne Topfpflanzen, pittoreske Winkel und die schöne Aussicht runter vom Berg.

Ich glaube in Dorf 3 gab es dann Panini und etwas zu trinken. Das war gut, denn mittlerweile war mir schon schwummrig vor Durst und etwas plümerant ob des drohenden Hungers. Wie jedes Jahr dachte ich „ach, ein Dorf pro Tag würde doch reichen“, aber unsere Gastgeberin ist da von einem gewissen Ehrgeiz beseelt und es ist ja auch alles wunderbarschön und die Fahrten zwischen den Dörfern dank interessanter Gespräche und malerischem Ausblick sehr unterhaltsam.

Danach ein kurzer Mittagschlaf, bevor wir uns in Schale warfen, um zu einer Vernisage zu fahren. Wir bewunderten die Kunst, genossen Aperitivo und Häppchen in den letzten Sonnenstrahlen und fanden dabei heraus, dass es doch möglich ist, die Zuschläge für die nächsten Züge per Mobiltelefon zu reservieren. Da waren wir vorgestern wohl etwas zu müde gewesen und hatten es falsch gemacht. Aber vor allein Dingen machten wir hunderttausend Bilder von den Kunstwerken unsere Gastgeberin mit ihr davor und daneben, wie sie über ihre Kunst mit interessierten Menschen redet, damit sie Bildmaterial für Social Media und so hat. Ein kleiner Service als Dank für die Gastfreundschaft.

Nach der Ausstellungseröffnung und dem Umtrunk war die gesamte Künstler*innenschar in einem Restaurant verabredet. Da es zu dem Zeitpunkt, als wir genug von der Ausstellung hatten, noch nicht nach allgemeinem Aufbruch aussah, besichtigten wir nun auch noch dieses Dorf. Danach gab es dann ein leckeres vegetarisches Menü und interessanten Gesprächen mit einem deutschen Künstler*innenpaar, dass seit 10 Jahren in Italien lebt darüber, wie man so darauf kommt, nach Italien zu ziehen und wie es hier so ist.

Für morgen haben wir erst einmal so gut wie nichts auf dem Programm. Die Reisebegleiterin hatte ja schnell nach Ankunft beschlossen, dass sie sich vorstellen könnte mehr als die zwei geplanten Nächte hier Rast zu machen und da habe ich nichts dagegen, auch wenn es mich langsam nach Hause zieht. Morgen werden ich ihr endlich mal „unser“ Dorf zeigen und dann werden wir hoffentlich noch ein technisches Problem mit dem Newslettertool unserer Gastgeberin lösen können. Da diese am Nachmittag arbeiten muss, haben wir dann auch Zeit, unsere Weiterfahrt am nächsten Morgen Richtung Bologna zu organisieren.

Ich bin echt gespannt, wie sich die Rückfahrt gestalten wird, denn im Moment hätte ich nichts dagegen, an einem Zauberring zu drehen und binnen Sekunden zuhause zu sein – vielleicht nach noch 2 ruhigen Tagen hier. So richtig Lust auf mehrere Tage Zug fahren und jede Nacht woanders schlafen und zu diesen Unterkünften den Rucksack zu tragen, habe ich nicht. Andererseits war das ja der Plan, dass nach der Sabina das wahre Abenteuer beginnt und dass wir erst kurz vor Ostern zu Hause sein wollen. Da es keine Zauberringe gibt, wird es ja ohnehin auf längere Zugfahrten hinauslaufen. Deswegen nützt es nichts, sich allzuviele Sorgen darüber zu machen. Also werden wir morgen noch ein bisschen Pause machen, Proviant kaufen, Strecke planen und Kraft schöpfen. Und dann wird der Rucksack wieder gepackt und es geht weiter.