Das Schiff von Palermo nach Neapel sollte um 9 Uhr in Napoli ankommen. Ich stellte meinen Wecker auf 7.30 Uhr und fand das schon ganz schön früh, aber ich hoffe, einen Blick auf Ischia und Capri zu erhaschen und wollte gerne die Hafeneinfahrt genießen.

Als ich um kurz vor 6 aufs Klo musste, war es hell. Ich sah Land, meine Reisebegleiterin vermutete Ischia. Ich sprang auf, machte ein Foto durch die Scheibe für meine Eltern, die diese Insel so sehr mögen, zog die Schlafbrille wieder über die Augen und beschloss weiter zu schlafen. Frau Naja hatte keine Ruhe und ging vorläufig-bekleidet an Deck, um zu fotografieren.

Ich weiß nicht mehr genau, wann die Ansagen, das Klopfen an unsere Tür und das Poltern auf dem Flur losging. Ich glaube, das war so um 7. Wir verstanden den Text weder auf italienisch noch auf englisch, empfanden es aber als lästig. Wir hatten bis 9 Uhr unsere Koje bezahlt und wollten noch nicht zusammenpacken und ebendiese verlassen. Um 7.30 Uhr gaben wir klein bei und stolperten mit den Rucksäcken über das Schiff zu einem Deck, von dem aus wir die letzten Meter der Hafeneinfahrt sahen und dann ein Standbild von Neapel und einem neben uns liegendem Kreuzfahrtschiff.

Und so begab es sich, dass wir schon kurz vor 9 in einer Straßenbahn ohne Fahrschein saßen (weil wir nicht wussten, wo wir einen Fahrschein kaufen konnten), feststellten, dass es die falsche Straßenbahn war, ausstiegen und mal wieder mit Rucksäcken durch die Gegend liefen, um zum Bahnhof zu kommen. Immerhin konnten wir so schon um 9.26 Uhr den Zug Richtung Pompeji nehmen. Allerdings wollten wir nicht nach Pompeji, sondern nach Herculaneum (Ercolo), weil das ein wenig übersichtlicher ist und weil meine Reisebegleiterin erst vor kurzem in Pompeji war.

Herculaneum war sehr beeindrucken. Es war schon krass, durch die gut erhaltende kleine Stadt zu laufen und hier und dort Details wie Mosaike, Wandgemälde, Amphoren oder verkohltes Holz zu entdecken. Ich war allerdings ganz schön geschafft und während Frau Naja wie ein junger Hund ständig von links nach rechts und von vorne nach hinten lief um wirklich ALLES anzuschauen, während ich mich immer mal ausruhte, musste ich mir eingestehen, dass ich einfach nicht fit genug für alles war. Irgendwann hatte ich dann auch genug und suchte mir eine Bank auf der ich im Sitzen ein Schläfchen machte. Die Beine hochzulegen wurde mir von einem strengem Wärter nicht erlaubt. Nach einer halben Stunde war dann auch Frau Naja mit allem durch und wir klönten eine halbe Stunde mit Blick auf die Ruinen und den Vesuv, den es im Gegensatz zum Ätna gibt. (Den Ätna hatten wir auf Sizilien nirgends gefunden, also gibt es ihn nicht.)

Anschließend gingen wir noch in zwei Häuser mit Ausstellungsstücken. Das hatte tatsächlich noch gefehlt. Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass die dort ausgebuddelten Vasen etc. in verschiedenen Museen gelandet sind und ich fand, es wäre schöner gewesen, wenn es sie vor Ort gegeben hätte. Ein paar Dinge gab es: Schmuck, Glasgefäße, Statuen, Amphoren und das war echt toll. Besonders toll war allerdings das Boot, dass sie erst vor kurzem entdeckt haben. Echte Hingehempfehlung. Vielleicht ist es nicht optimal, dass nach einer sehr kurzen Nacht auf einem Schiff zu besichtigen, aber ich bin echt froh, dass wir dort waren.

Weiter ging es im klapprig-lauten und vollem Regionalzug nach Sorrent. Und dann die Überraschung. Im Gegensatz zu Palermo ist Sorrent echt wie geleckt. So sauber! Es ist quasi unheimlich perfekt und überall sind Pärchen (die natürlich nebeneinander gehen müssen, auch wenn der Gehweg sehr eng ist) und Influenzerinnen.

Wir bleiben nur eine Nacht in Sorrent und wussten nicht so recht, was wir hier eigentlich machen wollten. Weil nur noch eine Stunde bis Sonnenuntergang blieb und weil Capri in der Nähe ist, rafften wir uns auf, doch noch mal mit unseren müden Füßen spazieren zu gehen. Rechtzeitig 20 Minuten vor Sonnenaufgang fanden wir einen Platz am Meer von dem es nicht so viele hier gibt, denn die Sicht aufs Wasser wird mal wieder von Privatgrundstücken versperrt. Das war sicherlich auch ein Grund, warum nicht nur wir uns dieses Plätzchen aussuchten. Es gibt vermutlich eine „Schau bei Sonnenuntergang auf Capri“-Pflicht, wenn man hier ist. Aber zugegeben, der Golf von Neapel ist schon sehr schön. Aber nachdem wir unserer Pflicht nachgekommen sind und sogar noch ein Granita verspeist hatten, zu dem wir gestern in Sizilien nicht mehr gekommen sind, machten wir nur noch einen kleinen Schlenker durch die Altstadt und beschlossen, dass wir von Sorrent genug gesehen haben.

Erst hatten wir die Idee, morgen vielleicht mit einem Bus nach Amalfi zu fahren und von dort nach Salerno, um dann weiter über Neapel nach Rom zu fahren, aber das wird wohl nicht klappen, weil der Umweg doch zu weit ist. Also werden wir es morgen früh etwas gemütlicher angehen lassen, und dann mit dem Klapperzug wieder nach Neapel fahren, um dann in Rom meine Freundin zu treffen, bei der wir die nächsten Tage verbringen werden. Im Gegensatz zum Anfang unserer Reise sind wir proviantmäßig nicht mehr gut ausgerüstet. Wir waren vorhin noch kurz in einem Supermarkt und meine Reisebegleiterin ließ sich nicht davon abbringen, 4 l Wasser zu kaufen. Sie hat eben Wasserverarmungsangst und ich trinke immer so viel. Wir waren aber viel zu müde, um kreativ für unser Abendbrot oder Proviant einzukaufen, so blieb es bei einer gefrorenen Ribolita, die uns hier im B&B dank Mikrowelle ein bisschen wärmte, bei altem Brot aus Palermo und Käse. Auch ok, wir sind ohnehin müde und müssen jetzt schleunigst ins Bett. Ich zumindest, Frau Naja tippt noch fleißig ihren Reisebericht auf dem Mobiltelefon.