Würde ich jetzt das Blog heute starten, würde ich es Schwimmfluenza nennen, denn ich habe herausgefunden, das ich etwas kann, was sehr wertvoll für andere sein kann. Aber wir wollen ja nicht gleich schon wieder daraus ein Geschäftsmodell machen.

Gestern war ich mit einer Freundin schwimmen. I. hatte ebenso wie ich vor 5 Jahren einen Kraulkurs gemacht. Während ich damals einen mehrwöchigen Kurs besuchte, hatte sie einen Wochenendkurs belegt. Als ich sie anschließend fragte, wie der Kurs war, war sie enttäuscht davon, noch nicht Kraulen zu können. Das ging mir zwar ebenso, aber ich war nicht enttäuscht. Ich hatte das Gefühl verstanden zu haben, worum es bei diesem Kraulen geht, war stolz darauf, dass ich mich überhaupt getraut hatte, den Kurs zu buchen, alle Trainingsstunden mitzumachen und erklärte mir die Tatsache, dass ich es nicht schaffte eine ganze Bahn zu Kraulen vor Allem mit mangelnder Kondition. 

Natürlich hatte ich auch in Erwägung gezogen, dass meine Kraultechnik noch nicht ganz ausgereift sein könnte. Allerdings hatte ich nicht den Mumm, mich für einen Fortgeschrittenenkurs anzumelden, denn die Bedingung dafür lautete „man muss eine Bahn Kraulen können“. Also übte ich in den vergangenen 5 Jahren immer wieder und bemerkte in der Tat, dass ich Fortschritte machte. Aber diese wichtige eine Bahn, das schaffte ich erst im vergangenen November. Erstaunlicherweise blieb es dann auch nicht bei dieser einen Bahn, denn sehr bald konnte ich viele Bahnen kraulen, wenn ich Pausen machte und mit Brustschwimmen abwechselte. Mittlerweile schaffe ich, wenn das Schwimmbad nicht zu voll ist, so dass ich nicht von anderen Schwimmer*innen aus dem Rhythmus gebracht werde, auch ungefähr 8 Bahnen am Stück. Es geht voran. 

Als ich I. erzählte, dass ich nun Kraulen kann, beneidete sie mich. Wir beschlossen bei nächster Gelegenheit zusammen schwimmen zu gehen. Gestern war es nun so weit, nach ausführlichem Plaudern fuhren wir ins Schwimmbad. Obwohl ich die Uhr zunächst nicht auf Trainieren stellte, merkte sie, dass ich schwamm. Schon erstaunlich. Aber es war natürlich anders als sonst, wo ich alleine und schweigend meine Bahnen ziehe. Jede zweite Bahn trafen wir uns, um zu fachsimpeln. 

Ich erzählte I. ein paar Dinge, dir mir geholfen haben ruhiger zu schwimmen und damit länger durchzuhalten. Vor allen Dingen erzählte ich ihr, dass es gar nicht notwendig ist, eine ganze Bahn zu schaffen. Schließlich hatte ich auch Jahre damit verbracht, nur bis zum abgesperrten Nichtschwimmer*innenbereich zu kraulen, wo man auf einmal wieder sicheren Grund unter den Füßen hat. Es macht schon einen Unterschied, einfach mal von der anderen Seite der Bahn aus zu beginnen. 

Den größten Unterschied machte es aber, dass ich neben ihr herschwamm und sie sehen konnte, wie langsam ich schwimme. Sie kam richtig gehend zur Ruhe und zack klappte es. Erst schaffte sie es nur bis zum Nichtschwimmer*innenbereich und nach einigen Bahnen üben, immer abwechseln mit dem gewohnten Brustschwimmen, schaffte sie die ganze Bahn. Hurra! 

Vielleicht sollte ich das als Service anbieten „Schwimm mit mir und gewinne Vertrauen: Wenn ich es schaffe, dann schaffst du es auch!“ Es ist eine verdammt gute Idee, langsam und elegant durchs Wasser zu gleiten, statt darauf einzudreschen. Wir haben vermutlich alle so Bilder im Kopf, wie schnell Kraulen sein soll und lassen uns davon stressen. Doch darum geht es doch am Anfang gar nicht. Schwimmen ist Gleiten. Ich genieße es, immer harmonischer durchs Wasser zu gleiten und glaube fest daran, dass ich ganz automatisch mit der Zeit schneller werde. Wer möchte als nächstes neben mir her schwimmen und daran glauben, dass Kraulen möglich ist?