Der trübe Januar macht mir zu schaffen. Genau deswegen haben wir die Interrail-Reise nach Sizilien im April geplant. Es bestand die Hoffnung, dass mir die Vorfreude hilft, die trüben Wintertage zu überstehen. Nachdem jetzt endlich alle Ticketprobleme gelöst sind, können wir uns an die konkrete Reiseplanung und die Reservierungen machen. Das ist schön.
Ein wenig Sorgen bereitet mir die Frage, wie sich wohl lange Zugfahrten in meinem Alter anfühlen. Immerhin bin ich nicht mehr in den 20ern, wie bei meinen letzten vergleichweisen Tripps. Ich bin aber auch noch nicht im entspannten Rentenalter, sondern stürze mich in das Eisenbahnabenteuer nicht nur trotzdem sondern auch obwohl ich eigentlich schon zu viel arbeite und zu viel Care-Projekte am Hals habe. Werde ich irgendwann völlig genervt sein, statt den Blick aus dem Zugfenster zu genießen?
Ich glaube, ohne Strickzeug geht es nicht. Eine Tastatur für das iPad habe ich bereits, denn ich schreibe gerne in einem Zug. Noise-Cancelling -Kopfhörer habe ich auch – nehme ich die großen mit oder nur die Airpods? Werden wir vielleicht Karten spielen? Möchte ich Kreuzworträtsel lösen oder vielleicht Filme auf dem iPad schauen. By the way: funktioniert Netflix oder Arte eigentlich im Ausland? In den letzten Jahrzehnten habe ich mich immer wenn es schwierig wurde, an einer Handarbeit festgehalten. Das Strickzeug muss mit.
Wenn wir mit der Familie und mit dem Auto reisen ist es selbstverständlich, dass jedes Familienmitglied neben den Klamotten auch einen extra Rucksack für „Spielzeug“ dabei hat. Nun frage ich mich, wie das bei einem Interrailtrip ist, wenn ich die Wolle für einen ganzen Pullover mitnehme. Das ist ja schon ein halbes Abteil in meinem Rucksack! Gibt es eigentlich eine Regel, dass man mit einem Interrail-Ticket partout nicht mit Rollkoffer reisen darf? Nähme ich den erwachsenen Koffer statt des jugendlichen Rucksacks, dann könnte ich auf dem Rücken Spielzeug und Verpflegung mitnehmen.
Koffer oder Rucksack ist ebenso eine Identitätsfrage wie die Sache mit dem Strickzeug. Was habe ich mich in den letzten Jahren geärgert, wenn meine berufliche Tätigkeit abwertend „sie macht was mit Handarbeiten“ abgetan wurde. Ich möchte gerne so sein, dass mir die Zuschreibungen von außen egal sind. Ich möchte, dass es mir egal ist, ob eine Interrail-Reise mit Koffer möglich ist oder ob man mich möglicherweise uncool findet, weil ich stricke. Es wird Zeit, mein eigenes Bild einer älteren Frau zu gestalten und mich weniger daran zu orientieren, was andere denken oder sagen könnten. Das Strickzeug muss mit, über den Koffer werde ich noch nachdenken.