Seit dem ich mich in radikaler Selbstfürsorge übe, versuche ich jedes Mal, wenn ich das Bedürfnis nach Konsum oder Backwaren verspüre in mich hineinzuhorchen, was ich tatsächlich will. Ganz oft stelle ich fest, dass ich eigentlich nur müde bin oder mir ein gutes Gespräch fehlt. Mein Zu-wenig-geschlafen-Level korreliert direkt mit meinem Hunger nach Süßigkeiten. Wenn ich also richtigen Jieper habe, dann ist es definitiv Zeit für eine richtige Pause oder besser noch: Rechner aus, Büro verlassen und ab ins Bett. Dort muss ich dann unbedingt liegen und lesen und wenn es einigermaßen in die Tagesplanung passt, auch ein bisschen schlafen. Ich habe es im Büro probiert, doch auch wenn ich mir extra einen Sessel mit Fußteil gekauft habe, kann ich nicht genügend loslassen, um einzuschlafen. Die liebsten Freundinnen sind mir die, die ich auch spontan zum Kaffeetrinken überreden kann. Aber allzu oft sind wir viel zu erwachsen, um uns das Spontane zu gönnen. Manchmal hilft ein Stück dunkler Schokolade, aber das ist dann eher die Lust auf Süßes und weniger das Bedürfnis nach Erholung. Diesen Unterschied zu fühlen, daran arbeite ich noch.

Mit dem Konsum ist es ganz ähnlich. Leider habe ich, kaum war der Urlaub vorbei, mit dem Ausmisten in der Wohnung aufgehört. Die Kiste mit den Sachen-zum-Mitnehmen steht zwar immer noch neben der Wohnungstür und wenn ich im Alltag etwas finde, lege ich es dort rein und nehme es tatsächlich dann auch beim nächsten oder übernächsten Verlassen der Wohnung mit. Aber aktiv Aufräumen schaffe ich zur Zeit nicht. Immerhin trenne ich mich nun schneller von Dingen, wenn sie halb kaputt, nicht mehr einfach zu reparieren oder sonstwie doof sind. Diesen Muskel habe ich trainiert und das ist gut.

Heute plagen mich starke Konsumwünsche. Kann sein, dass es an dem Weihnachtsrauschen liegt, dass immer stärker fühlbar wird oder ist es wieder die Müdigkeit? Die Holzbuden stehen schon, ich habe auch schon die ersten Weihnachtslieder gehört. Auch der Mann droppt immer öfter Wünsche. Er ist ja wie ein kleines Kind und kann Weihnachten und die Geschenke kaum erwarten. Ich möchte ja am liebsten gar nichts oder zumindest nur Erlebnisse geschenkt bekommen. Bitte nicht noch mehr Kram in der Wohnung! Im Newsletter der Ordnungsexpertin Mandy Semkow las ich davon, diesen Wunsch allen mitzuteilen, mit denen Geschenktausch irgendwie ansteht. Das mache ich seit Jahren, aber ich werde mir dieses Jahr noch mehr zu Herzen nehmen zu begründen, warum ich das will. Zitat aus dem Newsletter: „Du hilfst mir, wenn du mir nichts schenkst … Erkläre ihnen, dass sie dir sehr dabei helfen würden, dein Ziel von einem schönen Zuhause zu erreichen, wenn sie sich in diesem Jahr daran halten könnten, Immaterielles zu schenken oder zu fragen, was du wirklich brauchst. Jede*r hilft gern, wenn er oder sie darum gebeten wird. Deshalb ist genau dieses Formulierung so wirkungsvoll und wird häufig auch angenommen und befolgt.“

Dieses Jahr hat sich schon viel für mich geändert. Von den äußerlichen Veränderungen einmal abgesehen finde ich die innerliche Veränderung hin zu mehr Selbsterkenntnis und Selbstfürsorge schön. Ich sollte jetzt tatsächlich bald den Rechner runterfahren und nachhause gehen, denn Backwaren und Konsum sind keine Lösung, wenn der Körper sich eigentlich nur erholen möchte, aber darüber zu schreiben hilft auch schon ganz gut.