Das war ein großartiges #Schwimmen heute. Ich hatte den Bereich von 3 Bahnen fast die ganze Zeit für mich. Heute ist der erste Tag, an dem nun fast alle hamburger Freibäder geöffnet sind, es sind sonnige 23 Grad und das Hallenbad war frei von Senior*innen, denn die mussten vermutlich in ihren Garten.
Normalerweise bin ich zu höflich, um rückwärts zu schwimmen. Ich bewundere wie stoisch Rückenschwimmer*innen einfach das machen, was ihnen gut tut. Ab gesehen davon, dass ich immer versuche Rücksicht auf andere Schwimmer*innen zu nehmen, halb unter der Leine schwimme, damit man mich überholen kann oder am Rand Schnellere vorlasse, kann ich gar nicht geradeaus Rückenschwimmen. In einer schmalen, abgetrennten Bahn verheddere ich mich in der Kugelleine oder befürchte das zumindest – deswegen habe ich es auch noch nie wirklich probiert.
Heute hatte ich wirklich viel Platz und nach ein paar Bahnen auf dem Rücken merkte ich, wie sich die Bewegung plötzlich angenehm anfühlte. Ich hörte auf darüber nachzudenken, wie ich den Arm halten soll und was ich mit den Beinen mache. Mein Körper wog beim Schwimmen von links nach rechts und beim Blick zur Decke bemerkte ich, dass ich tatsächlich voran kam.
In den letzten Tagen hatte ich immer wieder in dem Buch „Schwimmen für alle “ von Terry Laughlin gelesen, um mehr über Total Immersion und „Schwimmen wie die Fische“ zu erfahren. Während ich kraulte grübelte ich darüber nach, wie ich „mit dem Rumpf Vortrieb erzeugen sollte“ und fragte mich, wo genau eigentlich der Rumpf ist – und ist das nicht eigentlich genau der Körperteil, der nicht so beweglich ist? Meine Hände wollten einfach nicht „im Wasser stehen, um den Körper vorbei zu lassen“, aber das Gleiten gelang mir gut. Das Bild, „mit den Händen ein kleines Loch ins Wasser zu stechen und dann mit dem Rest des Körpers hindurchzuschlüpfen“ gefiel mir sehr. Gleiten ist ohnehin wunderbar. Die Drehbewegung des Körpers mag ich auch sehr beim Kraulen. Wenn ich ungestört Kraulen kann und in den Flow komme, dann werden meine Bewegungen weich und fließend. Ja, man könnte sagen, dass ich mich anmutig bewege, wie Superman mit einem ausgestrecktem Arm gleitend, bevor ich den anderen Arm nach vorne hole. Anmut ist ja ein Begriff, den ich eher nicht für mich verwende, aber im Flow fühlt sich die Bewegung so an. Es ist ein sanftes, anmutiges Tanzen im Wasser – I like!
Weil Rückenschwimmen ja ohnehin nicht meine Disziplin ist, hatte ich ausgerechnet diesen Teil des Buches bisher noch nicht gelesen. Doch auf einmal bemerkte ich, dass ich etwas kann, was mir beim Rückenschwimmen half. Zeit meines Lebens kann ich unheimlich gut „Toter Mann“, also auf dem Rücken auf dem Wasser liegen. Das kann ich stundenlang machen und genieße das sehr. Es gab sehr viele Momente in meinem Leben, in dem genau dies mit dem Spruch „Fett schwimmt oben“ kommentiert wurde. Aus diesem Grund hatte ich den Fakt, dass ich das wirklich besser kann als alle anderen, nie als Kompetenz angesehen, sondern als Nebenwirkung meines Körpers abgetan.
Heute bemerkte ich, dass ich wirklich gut auf dem Wasser liegen kann und dass mir genau aus diesem Grund das Rückenschwimmen leicht fällt. Ich bin insgesamt 90 Minuten geschwommen und davon fast jede zweite Bahn auf dem Rücken geschwommen. Wahrscheinlich werde ich irren Muskelkater bekommen, von Muskeln, von denen ich vorher noch nicht mal wusste, dass ich sie habe, aber das war es wert. Jetzt kann ich nicht nur Rückenschwimmen, sondern ich bin auch ein bisschen stolz darauf, gut auf dem Wasser liegen zu können. Es gefällt mir, das als Kompetenz zu verstehen.
@meikesblog
Wie du übers Schwimmen schreibst und deine Freude daran macht mir richtig Vorfreude, wenn ich wieder ins Becken kann. Danke für deine Texte!
@verschiedliches @meikesblog ach, das freut mich sehr!