Ich überlege, mein nächstes Buch unter einem #Pseudonym zu #schreiben, mit einem Namen, der als männlich gelesen wird.
In mir reift gerade die Idee zu einem neuen Buch. Es soll ein #Sachbuch werden, das ich gerne im Unternehmenskontext verwenden würde und über das ich schon 2 Vorträge gehalten habe. Ich möchte daraus partout keinen Ratgeber machen. Ratgeber das sind „Frauenbücher“ voll mit Geschichten und Anleitungen für eine weibliche Zielgruppe in denen es oftmals um Ermutigung, Selbstbewusstsein etc. geht. Solche Bücher schreibe ich mit links, aber darauf habe ich tatsächlich keine Lust. Ich möchte endlich mal ein Buch schreiben, das auch von Männern gelesen und ernst genommen wird. Diese binäre Denkweise ist total altmodisch und eigentlich möchte ich das gar nicht. Ich möchte gar nicht in den Kategorien Männerbüchern und Frauenbüchern denken, trotzdem frage ich mich, wie ich es diesmal anders machen könnte. Wie finde ich Stil, Struktur und Sprache, um auch von Männern gelesen zu werden?
Ich habe im Freundeskreis herumgefragt, denn ich kenne durchaus Männer, die lesen. Ich frage zunächst, ob sie Bücher von Frauen lesen. Die Antwort war ja aber spontan fielen ihnen wenige Autorinnen ein – schon gar nicht von Sachbüchern. Das war ernüchternd. Ich dachte weiter darüber nach und frage als nächstes, ob sie denn Bedienungsanleitungen lesen würden, denn im Gegensatz zu meinem Mann mache ich das, wenn ein neues Gerät in Betrieb nehme. Nein, Bedienungsanleitungen lesen meine männlichen Freunde auch nicht. Lieber nehmen sie eine mögliche Zerstörung der Neuerwerbung in Kauf, statt sich die Mühe zu machen, vorher mal nachzulesen.
Meine Hypothese ist nun, dass eine Bedienungsanleitung selbst von Männern, die durchaus lesen, deswegen nicht gelesen wird, weil kein bedeutender Autor hinter dem Werk steht. Bei Büchern besteht die Hoffnung, dass die Genialität des Autors (sic!) durch das Lesen abfärbt. Oder anders gesagt: Es werden Bücher gelesen, die von jemand „Ranghöheren“ geschrieben werden. Es geht nicht nur darum, eine Problemlösung zu bekommen, sondern auch von jemand, der schon etwas weiter ist, „befördert“ zu werden. Das passt zu meiner Beobachtung, dass Männer eher Führungspersönlichkeiten akzeptieren, die „one of us and best of us“ sind.
Bestseller-Sachbücher von männlichen Autoren sind meist von bereits berühmten Männern geschrieben. Im Wirtschaftskontext bevorzugt von erfolgreichen CEOs. Mir ist schon klar, dass es auch viele Sachbücher ökonomischer Themen von Beraterinnen und Beratern geschrieben werden, aber diese gibt es zu Hauf und aus dem Stand ohne großen Namen damit relevante Verkaufszahlen zu erreichen ist schon recht schwer. Das führt mich zu einer weiteren Hypothese: Kann es sein, dass diese CEO-Bestsellerbücher vielleicht nur verschenkt aber gar nicht gelesen werden?
(Bei der Suche in einer Bilddatenbank auf der Suche nach einem Beitragsbild fand ich unter dem Stichwort „Bestseller Bücher“ übrigens auf den Fotos, auf denen Menschen und Bücher abgebildet sind zu 95 % Frauen.)
Wie gesagt, die binäre Denkweise á la Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus halte ich für überholt. Außerdem ist es ja ohnehin so, dass Frauen keinerlei Probleme haben, auch Bücher von männlichen Autoren zu lesen. Mich beschäftigt nur die Frage, wie ich als Frau auch männliche Leser erreichen könnte. Vielleicht ist die Antwort so einfach, wie es sich die Designer*innen von Kosmetikverpackungen denken, die glauben, dass Produkte für Männer einfach in schwarze oder blaue Verpackungen gepackt werden müssen und einen Namen brauchen, der nach Diesel riecht. Vielleicht mache ich es mir auch einfach zu kompliziert im Vorfeld, in dem ich schon vor dem Schreiben der ersten Seite mir Gedanken mache, wie ich das Buch konzipiere, um ernst genommen zu werden. Vielleicht wäre wirklich die naheliegende Lösung der gangbare Weg. Ich schreibe unter einem Pseudonym und finde heraus, ob sich mein Stil verändert, wenn ich selbst dabei mehr und mehr fühle, ein Autor zu sein.
Über Kommentare, Ideen dazu und Meinungen würde ich mich sehr freuen.
@meikesblog
> Meine Hypothese ist nun, dass eine Bedienungsanleitung selbst von Männern, die durchaus lesen, deswegen nicht gelesen wird, weil kein bedeutender Autor hinter dem Werk steht.
Es gibt Menschen, die lesen Bedienungsanleitungen und solche, die es nicht tun. Die meisten, das lernte ich in 12 Jahren Support, haben keine Lust Anleitungen zu lesen. Das verteilt sich in meinem Fach gleichermaßen auf die Geschlechter.
Sage ich als Anleitungsleser und -Autor.
@unionista @meikesblog Not all men, ich weiß. Aber das hilft mir nicht weiter.
@meikerenschbergner
Es kommt darauf an, was du mir Bedienungsanleitungen meinst. Wenn du das Heft zu einem Elektrogerät oder fürs Auto meinst, oder das Handbuch für eine berufliche Software: da schenken sich Männer und Frauen nichts. Hast du die Bedienungsanleitung für dein Auto gelesen, bevor du das erste Mal losgefahren bist? @meikesblog
@unionista @meikesblog habe ich
@meikerenschbergner
Du bist die Ausnahme. @meikesblog
@meikesblog
> Kann es sein, dass diese CEO-Bestsellerbücher vielleicht nur verschenkt aber gar nicht gelesen werden?
Bin überzeugt davon. Wer liest diese von Ghostwritern verfassten Binsensammlungen?
Ich durfte mal das Manifest von Roland Koch (wer kennt ihn noch?) rezensieren. Stinklangweilig, ärgerlich eindimensional und keine Zeile selbst verfasst.
@meikesblog ich würde einfach* ein buch schreiben und dann pappste am Schluss einen Namen drauf der männlich klingt und gut
Die schreiben oder lesen nicht anders – wenn sie es erstmal in der hand halten.
*Haha, aber du weißt schon
@bleistifterin @meikesblog ach, ich wäre nicht ich, wenn ich nicht vorher gründlich darüber nachdenken würde. Aber ich halte das Pseudonym tatsächlich für den einfachsten Weg.
@meikerenschbergner @meikesblog genau. die bisherigen Versuche scheinen nahezulegen, dass der Namenswechsel reicht. Stil und Inhalt werden dann unterschiedlich beurteilt, sie müssen nicht unterschiedlich _sein_
Ich sehe das wie Bleistifterin. Ein paar Details sind noch wichtig, die Beispiele im Buch müssen von Männern handeln (am besten hierarchisch höhergestellt als der Leser), kein Konjunktiv II (könnte, sollte, würde etc.), und so ein Kapitel gegen Schluss, wo der Inhalt des Buchs knapp + thesenhaft zusammengefasst wird, wäre wahrscheinlich gut. Aber du kannst erstmal so schreiben wie immer, und diese Details später hindengeln.