Die Reise, genannt #ZugnachItalien, wird langsam konkret. Jetzt sind es keine zwei Monate mehr hin, bis wir definitiv losfahren. Seit dem wir das Abfahrtsdatum und das erste Ziel auf Sizilien kennen, glaube ich auch daran, dass wir tatsächlich fahren werden. Manchmal frage ich mich, ob dieses Vorab-Buchen das ist, was ich will. Es fühlt sich so vernünftig, so erwachsen und so wenig nach Abenteuer an. Gleichsam war es mir tatsächlich erst möglich, konkret zu träumen, als bestimmte Dinge festgelegt waren.
Mit der Buchung des Nachtzugs nach Sizilien, war das Startdatum festgelegt und ebenso das erst Ziel. Ich bin froh, dass wir uns dafür entschieden haben, in Syrakus 4 Nächte zu bleiben. So können wir ankommen, uns von dem fast dreitägigen Hinweg erholen und – wenn uns danach ist – einen Ausflug machen. Wir haben uns eine Ferienwohnung mit Balkon gegönnt. Ich hoffe sehr, dass es warm genug sein wird, darauf zu frühstücken oder einfach dort zu sitzen und aufs Meer zu schauen, statt von Attraktion zu Attraktion zu hetzen.
Ich freue mich auch sehr, dass wir auf dem Hinweg durch die Schweiz in Chur übernachten und dann eine tolle Fahrt durch die Berge erleben können. Wie wohl Ende März dort das Wetter ist? Ich kann es kaum erwarten, die Berge zu sehen. Seitdem ich in Norddeutschland lebe, ist das ja eher selten. Ich freue mich auch schon darauf, beim Umsteigen den ersten italienischen Kaffee zu trinken und bin sehr gespannt auf den Nachtzug.
Ich merke, wie ich nicht nur wenig geübt im Geld ausgeben und Urlaube buchen bin, sondern auch, dass ich noch gar nicht die moderne Art des Reisens mit dem Mobiltelefon für mich entdeckt habe. Es fühlt sich an, als wäre ich ein Dinosaurier, wenn ich staunen beobachte, wie A. alles auf dem Telefon recherchiert, während ich mit dem großen Bildschirm mehr Sicherheit verspüre. Was war im empört, als ich entdeckte, dass die Buchung unserer Unterkunft in Palermo vom Telefon aus billiger war als vom Rechner. Die Italiener*innen scheinen im Gegensatz zu uns Beiden komplett auf Whatsapp zu sein. Die Kommunikation ohne Whatsapp ist schwierig. Noch bleibe ich stark, weil das Teufelszeug nicht auf meinem Telefon haben will. Für die Reise habe ich nun ohnehin schon 4 neue Apps installiert.
Die nächste Hürde: Es kostete mich Überwindung meine Reisepartnerin zu fragen, ob wir nicht in getrennten Zimmern schlafen können. Es ist so schwierig, das Budget für die Reise zu schätzen und ich kann weder bei ihr noch bei mir erkennen, ob wir uns das eigentlich leisten können. Ich habe lange gespart und freue mich nun, die Reise zu machen. Trotzdem fühlt es sich komisch an, dreistellige Beträge für einzelne Reisestationen zu verplanen für Dinge, die man nicht anfassen kann. Dabei weiß ich ganz genau, dass ich Reisen viel lieber mag als Rumsteherchen.
Die Reiseplanung fühlt sich ein bisschen wie ein Teil der Reise an. In Gedanken bin ich schon mehrmals täglich unterwegs: Soll ich die Sonnencreme schon mal mitnehmen, wenn ich ohnehin gerade in der Drogerie bin? Wird der Reisepullover, den ich gerade stricke, bis zum Urlaub fertig? Brauche ich eine Regenjacke?
Von Palermo aus, fahren wir mit dem Schiff nach Neapel. Eigentlich wollten wir nach Pompeji, aber die Gegend um Sorrent ist teuer und vermutlich auch sehr touristisch. A. war schon mal in Pompeji und ich merkte wie mich die klischeehaft-zitronige Vorstellung von Amalfiküste und Sorrent mehr reizte, als mit unzähligen Touristen einen ganzen Tag lang durch Ausgrabungen zu flanieren. Erliege ich gerade diesen Italo-Schlager-Träumereien wohlwissend, dass es vermutlich in echt ganz anders sein wird? Was genau suche ich eigentlich?
Als ich den „Was bisher geschah“-Podcast über Pompeji hörte, bekam ich doch Sehnsucht, mir das anzuschauen. Auch wenn wir uns jetzt erstmal dagegen entschieden haben, ist es immer noch möglich, denn wir schlafen eine Nacht in Sorrent, danach fahren wir zu M. in der Nähe von Rom und der Rest der Reise ist ohnehin noch nicht geplant. Wir haben überlegt, tatsächlich auch noch nicht weiter zu planen, sonst wird es gar kein Abenteuer. Irgendwie bekommen wir den Rückweg schon hin. Mittlerweile habe ich ja gelernt, dass man heutzutage einfach auf dem Telefon schaut, wo noch eine Herberge für die Nacht frei ist. Auch wenn es sich dann um die Woche vor Ostern handelt, wo wir vermutlich nicht alleine unterwegs sind. Ein bisschen Abenteuer wäre schon schön und es fühlt sich auch gut an, nicht einen Plan zu haben, der durchgezogen werden muss.
Also alles gut: mein Sicherheitsbedürfnis ist befriedigt, weil jetzt feststeht, wann und wie die Reise beginnt. Damit habe ich die Möglichkeit, mich in konkreter Vorfreude zu suhlen. Aber ich freue mich auch auf den Reiseteil, den wir „Abenteuer“ nennen, obwohl ich es kaum erwarten kann, auch diesen zu konkretisieren.