Ich war auf der Suche nach einem Notizbuch für Reisebeobachtungen. Im April möchte ich zusammen mit einer Freundin per Interrail nach Sizilien fahren. Das Ticket haben wir, aber mehr auch noch nicht. Erstaunlicherweise kommen wir nicht so recht voran, um die konkrete Reise zu planen. Ich bin sehr gespannt, ob wir wirklich Anfang April im Zug sitzen und was dann passiert. Mir fällt es super schwer, mich auf etwas festzulegen. Genauer gesagt ist es eine große Sache für mich, mir die Zeit und das Geld für die Reise zu gönnen. Dabei ist der Reisetermin festgelegt, der Familie kommuniziert, beruflich berücksichtig und Geld für die Reise habe ich auch gespart. Es sind eher die Schranken in meinem Kopf, die es mir schwer machen konkret zu werden, weil irgendwas in mir glaubt, dass ich das nicht darf.

Nun gut, aber wenn wir nicht planen, dann passiert auch nichts. Deswegen habe ich in den Weihnachtsferien zumindest schon mal ein paar Youtube-Videos über Sizilien gesehen und eine Karte gekauft. Ausgangspunkt des Reisewunsches war ein Blogpost aus der Zugpost: „Mit dem Nachtzug nach Sizilien“. Die Beschreibung der Reise klingt so super und da sich meine Flugscham mit der Liebe zu Italien die Waage hält, klang das wie eine perfekte Lösung. Zumindest für den Hinweg.

Reiseführer, egal ob als Buch, auf Youtube oder als Videos in der Mediathek finde ich schwierig. Ich habe immer das Gefühl, an diese Orte dann gerade nicht fahren zu können, weil es mir dort zu voll ist. Vor zwei Jahren in Rom waren wir ca. 2 Minuten vor dem Kollosseum. Ich wollte unbedingt sehen, wie groß es ist, aber die vielen Menschen! Ich wollte sofort wieder weg. Genauso ging es mir beim Laufen durch die Innenstadt. Viel besser hat es mir in dem Kloster mit den engelsgleich weißgekleideten Nonnen gefallen, in dem wir übernachtet hatten und bei den Ausflügen in „normale Stadtviertel“. Und überhaupt: das „normale Leben“ finde ich in Italien ja sowieso eigentlich ausreichend als Urlaubserfahrung für mich. Letztes Jahr beim Besuch meiner Freundin in Montebuono in der Nähe von Rom fand ich es großartig, die Aussicht vom Balkon zu jeder Tageszeit noch mal zu fotografieren und Kaffee in einer der beiden Bars des Dorfes zu trinken. Das war sehr erholsam. Eigentlich geht es mir nur darum woanders zu sein, Zug zu fahren und lange zu quatschen. Weil ich so selten konventionellen Urlaub gemacht habe, bin ich auch wenig geübt darin, Unterkünfte zu buchen und diese dann auch noch gut zu finden.

Meine weitere Reisevorbereitung bestand neben der täglichen Duolingo-Lektion und zwei Italienisch-Volkshochschul-Kursen darin, auf ARTE eine italienische Serie zu schauen, die in Palermo spielt: „Die Mafia tötet nur im Sommer“. Ich habe sie auf italienisch mit deutschen Untertiteln gesehen und fand es toll. Palermo ist also auf jeden Fall gesetzt. Aber was machen wir die Tage vorher, in denen wir ja nicht nur etwas sehen, sondern uns auch von der 2,5 tägigen Zufahrt erholen wollen? Ich kann das überhaupt nur sehr schwer einschätzen, wie ich eine so lange Zugfahrt finden werde. Ich bin zwar bereits auf Interrailreise gewesen und auch schon mit dem Zug nach Moskau gefahren. Aber da war ich auch noch 30 Jahre jünger. Werde ich die Zugfahrt ebenso genießen können, wie eine Fahrt quer durch Deutschland? Oder werde ich irre ob der Luftqualität und der eingeschränkten Bewegungsfreiheit sowie der vielen mich umgebenden Menschen? Wird es mich nerven, aus dem Rucksack zu leben und mich immer wieder an verschiedenen Orten neu einzufinden. Oder werde ich mich freuen, wenn wir nach einer nacht oder ein paar Tagen ein unbequemes Bett verlassen, um zum nächsten aufzubrechen? Ich hatte schon lange keine Abenteuer mehr. Vielleicht fällt es mir deswegen so schwer zu planen? Ist es überhaupt noch ein Abenteuer, wenn man es plant? Ich fürchte, wir kommen aber um Planung nicht herum, denn wir sind in der unkomfortablen Zwischensituation zu wenig Geld für Spontanität und Komfort zu haben und zu alt für improvisierte Übernachtungen auf Bahnhofsbänken zu sein. Deswegen freue ich mich über das Paket meiner Eltern mit Urlaubs-(Vorbereitungs-)Lektüre.