Bevor ich heute morgen einen Schwung Eiweißbrötchen und mein wöchentliches Eiweißbrot gebacken habe, hatte ich den neuen Blogpost von Felix / @wirres gelesen „semaglutid tag 4“ gelesen und beim zusammenrühren des Teiges über Verzicht nachgedacht. Es gefällt mir, dass wir zwei sehr unterschiedliche Geschichten parallel bloggen und es hilft sehr, dass ich Felix mag, denn ich glaube, die Erzählung um das Wundermittel würde mich bei jemand anderem aggressiv machen. Hier ist es eher so, dass ich wie bei einer spannenden Serie die Episoden binge und auf die nächste Episode warte.
Semaglutid scheint also das Verlangen zu dämpfen. Natürlich macht das so vieles leichter und ehrlich gesagt, bin ich neidisch. Dieser Weg etwas für seine Gesundheit zu tun, erscheint so viel leichter als der Weg, den ich eingeschlagen habe. Heute bin ich 45 Minuten früher aufgestanden, um mein Spezialessen zu backen, damit ich mit der Familie frühstücken kann.
Ich habe Eiweißbrötchen gebacken, weil ich sonst furchtbar neidisch werde, wenn ich den Duft der frischgebackenen Brötchen der anderen Familienmitglieder rieche. Ich liebe mein Müsli, das ich wochentags esse, aber dieser Geruch frischgebackener Kohlenhydrate ist einfach bezaubernd, verlockend und zeigt mir, wie kohlenhydradsüchtig ich bin.
Mein Brötchen erscheint klein neben den „normalen“ Aufbackbrötchen, aber es ist von der Konsistenz dichter. Ich habe verschiedene Low-Carb-Brötchen-Rezepte probiert (die ich alle furchtbar fand), aber mit diesen Brötchen kann ich gut leben. Ich esse vorher ein kleines Müsli (wie üblich mit Chia, Haferkleie, Leinsamen, einem Hauch Müsli + Obst und Joghurt) und auf dem Brötchen esse ich dann wie gewohnt Marmelade. Dann fühlt sich das Wochenende wie Wochenende an und nicht wie Verzicht.
Verzicht fällt mir schwer, denn „einfach weniger essen“ fühlt sich für mich an wie eine Strafe und ich habe dann auch dauernd Hunger und extrem schlechte Laune. Seit dem ich das neue Essenskonzept habe, esse ich eher mehr und hoffe trotzdem damit auf dem richtigen Weg zu sein, weil ich ja vor allen Dingen mehr Gemüse und mehr Eiweiß esse, um das Gefühl des Verzichtes auf Kohlehydrate auszugleichen. Sehr großen Hunger und extrem schlechte Laune zu haben, kenne ich aber trotzdem, denn wenn ich z.B. unterwegs bin, kann ich mir nicht eben mal etwas beim Bäcker holen (weil ich das nicht will). Habe ich nichts dabei, dann muss ich in einen Supermarkt, um mir ein Stück Käse und ne Salatgurke oder so zu kaufen. Das ist aufwendiger und oftmals denke ich dann „ach, das schaffe ich noch bis zuhause und zum Abendbrot“, aber dann bekommt die Familie zuverlässig mein „hangry“ (Hunger und angry) ab.
Es ist also aufwendig, mein Essen zu planen und vorzubereiten und es gibt wenig schnelle, einfache und spontane Lösungen. Wahrscheinlich gewöhne ich mich in den nächsten Monaten noch mehr daran und finde Wege, wie ich noch mehr Alternativen finde. Manchmal ist es hart, aber im Großen und Ganzem bin ich froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben, denn es geht mir tatsächlich besser. Ich staune immer noch, wie lange Strecken ich mittlerweile gehen kann und dass ist irgendwie ein noch coolerer Erfolg als gute Blutwerte oder ne Kleidergröße weniger. Aber weil ich natürlich auch in dieser Gesellschaft lebe, die Dünnsein mit Attraktivität und Gesundheit verknüpft, wünsche ich mir heute noch genauso wie in den letzten 30 Jahren ein Wundermittel. Dass es dieses anscheinend heutzutage gibt, macht es nicht leichter. Aber so isses eben – ich versuche meinen Weg zu finden.
Falls du auch mal Eiweißbrötchen backen willst. Hier das Rezept (ich glaube, ich habe es aus irgendeinem der Bücher der Ernährungsdocs – aber schlampig abgeschrieben, deswegen ist es nur noch so halb original):
250 g Vollkorn-Dinkelmehl
1 Paket Weinsteinbackpulver
250 g Magerquark
2 Esslöffel Leinsamen geschrotet
3 Prisen Salz
1 Esslöffel Olivenöl
ca. 3 Esslöffel Sonnenblumenkerne
Backofen auf 200 Grad vorheizen, trockene Zutaten mischen, Quark + Olivenöl mit Handmixer verrühren und dann trockene Zutaten dazu. So entsteht ein Gebrösel, das ich hinterher verknete und zu 8 Brötchen teile. (Im Rezept steht 6 Brötchen, aber ich esse ja vorher Müsli). Brötchen kreuzweise einschneiden und 15 Minuten backen.
Ich friere dann die restlichen Brötchen ein. Für das Familienfrühstück mit Aufbackbrötchen machen wir immer die Aufback-Brötchen in den nicht vorgeheizten Herd und backen diese 14 Minuten. Das kommt dann auch genau mit dem unaufgetautem Eiweißbrötchen hin.
PS. Die Sonnenblumenkerne sollen eigentlich aus dekorativen Gründen auf die Brötchen, aber ich kippe sie einfach in die trockenen Zutaten, weil sie sonst beim Einfrieren immer abfallen und ich Sonnenblumenkerne gerne esse.